In der klassischen Psychotherapie geht es überwiegend um die Frage, was eine Erkrankung verursacht und wie sich die damit einhergehenden Symptome reduzieren oder beseitigen lassen.
Umgangssprachlich und stark vereinfacht könnte man sagen, der Ansatz sei eher problemorientiert. Wenn wir uns vorstellen, der Zustand eines Menschen liegt beispielsweise bei -5, ist ein
Therapieerfolg quasi gegeben, wenn es gelingt, ihn auf eine -2 oder eine 0 zu bringen. Es reicht sozusagen die Abwesenheit der Krankheit, bzw. der Symptome.
Die Positive Psychologie wiederum formuliert die Steigerung des Wohlbefindens als explizites Ziel und möchte - platt gesagt - einen Menschen eher von 0 zu einer 2 oder bestenfalls zu
einer 5 bringen. Dabei geht es um die Frage, was das Leben lebenswert macht, was uns gesund erhält und was wir tun können, um unsere Resilienz (unser “psychisches Immunsystem”) zu
stärken. Kurzum: die Positive Psychologie befasst sich mit allen Aspekten des Wohlbefindens und den unterstützenden Komponenten. Ganz deutlich sei gesagt, dass sie bei einer klinischen
Diagnose nicht als Alternative, sondern lediglich als Ergänzung zum Einsatz kommen kann.